Von den Inseln



Aus Nacht, im Schlepp die gezogenen Schatten, hinter der Linie (schwarz,
         ein scharfer Strich),
das Feste taucht; im Taglicht erodierte Buckel,
brechen Schichttafeln auf von den Rändern verharschter Atolle, Eisklüfte wohl;
ein arktisches Thera in der Mehrzahl oder endlich das wirkliche Sannikowland:
Blatt für Blatt, Seite für Seite.
Der Horizont bleibt fern

Umblättern. Dunkles steigt, ein weiches Weiß über den Brüchen liegt,
         angelaufen von Elmsfeuern und Regen, sehr alt.
Grün geht ins Innere vor, Lehm tritt auf und Buntsandstein, Basalt wirft Falten;
weiße Kugeln fallen, Licht auf Ruß, auf Wassern schimmert's. Gelegentlich Wesen,
Baumillusionen und Buchstaben, Schwänze, unsichere Bovisten,
         Schwerkraftlöcher und Sonnentau.
Wer näher käme wüsste, aber näher kommt niemand

Blättern. Geradezu im Perspektiv von A nach B das Meer reicht,
Fasern schwappen, stocken jäh und fest; es gibt kein immer. Nur Häuser
         mit Fingerabdrücken,
Türen in heftiger Abwehr, der Fenster gedeckte Blicke, graustichig dunkel.
         Bleib fern.
Aufgehen im Glas geschlitzte Sonnen, überm Wald der Rippen, Schlüsselbeine
Schädelfelder; Gras geht mit Stimmen: Ja ist ja.
Wenn die Hand denkt. Dieses hier, mit den Schnitten, leimverkrustet,
ein fünfbeiniges Auge. Dieser hier, noch offen unter Wasser, mein gieriger Mund...

Auch Handschuhe, ein Hemd an den Kanten der Welt, verfärbt in den Nähten,
löchrig, ein mattes Knäuel verfilzter Wolle und schmutziges Grün, es blinzelt.
Im Spülsaum vagabundieren, über gefügter Steinschicht Zettel, Kippen, Brocken,
         Totes,
Ausrisse, von Schrift belaufene Sedimente... Von oben das Meer drückt, fern
         die grinsenden Inseln.
Aber da ist nichts. Nur träge der Schritt der Häuser, verschwiegene Türen, Fenster
         mit gesenkten Lidern, Zentauren;
Zentauren in rasender Eile, traurig wie der verbogene Schraubenzieher
         am äußersten Rand,
oder heiter, bei beedet, du sagst es, und eilig, je nach dem. Mein zweites Gesicht

Blatt für Blatt, Seite für Seite, vor und zurück.
Langsamer werden, mach dich schwer: Mein Ding, meine Insel, ich bin's, sehr alt...
Umblättern. Näher zu dir. Unterm Stützwerkballett der Kräne,
         zwischen grauen Säulen,
in den Worten der Toreinfahrten geraunt. Das Glück, wie gesagt, es wartet nicht;
mit gesenkten Armen, mit schwingender Antenne, oder in Felle gehüllt, sehr weich,
         mein Baum stiften geht.
Steine rennen, Sonne rast.
Zwischen Dunkel und Dunkeln die Inseln, Momente, das Meer steigt.
Gestalten, feist und beinlos, Öl in den Schleusen, bleib fern.
Bilder, es könnte, zwischen Arbeit und Schlaf.
Was sein wird ist: ein schwarzes Blatt.
Heilige Scheiße. Näher kommt niemand.


Februar 2009




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