Letzter Gast, sprechen mußt du



Steine, geschichtet, ein sehr heller Himmel
Pflanzen und Namen, sehr spröde, sehr trockene Knochen
Zwei trockene Brunnen, fünf Quellen, weiß und versiegelt
Daher die Farben: Kalkweiß und das Grau blauer Türen
Glocken und Donnerstage, älter noch
Nach der Sonne, der Angst
So vieler Träume
In den Koffern und zwischen den Dachsparren
In den eisernen Stühlen nicht sichtbar

Unten in Zellen und über Stufen
Unten in Zellen vom Alter bewegt
Ein harter Körper harrt unter der Sonne
Der atmenden Schritte, der einzelnen Stimmen

Sie werden nicht kommen
Die man wegführte in traurigen Schuhn
Ohne Namen oder stattdessen
Gefallen entlohnt, jedenfalls ohne Körper
Verblaßt sind ihre Fußabdrücke ringsum
Nicht mehr zu entziffern

Weniger werden die Schatten auch deshalb
Kleiner die Sonne und der Mann im Mond fremd
Käme er geritten, an der Spitze der Toten
Du kenntest ihn nicht

Auch auf den Photographien nur Fremde
Deutlich immerhin die Kronen, die Medaillen, das Handwerkszeug
Unerbittlich zeigten sie einander den Weg

Den Handwerksleuten mit den Wildenten unterm Arm
Den Kindern, die aufgehört hatten zu suchen
Den Handwerksleuten, weil sie die Hüte nicht abnahmen
Den Kindern, weil sie nichts sagten

Da, wo die Vögel zur Schule gehen oder gegangen sind
Nicht der Bronzevogel, der Dachpfannenvogel, der Vogel
Den sie angenagelt hatten, das Gesicht nach hinten

Einen Vormittag lang, dieser Stunde
Sovieler Jahre, so vieler Götter

Wunderbare Tiere, aber stumm
Verkünden sie große Dinge

Essen muß man und trinken
Essen, dem Hunger nach, vor dem Hunger davon
Niemand wird satt

Du sprichst, wenn du sprichst
Nachbar und Gast, noch dem Himmel gut zu

Lern das. Und sprich. Atme und iß


Lithines-Dresden, 9.04/ 10.05



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