Helden der Arbeit



Mit offenem Mund ununterbrochen
      vermehrt und in Leinen am Leben
Mit Flecken, mit Händen, nützlich, aber
      man hat halt vergessen wozu

Das unbedingte Aufreißen des Mundes,
      das Wüten wozu

Das Messer am Hals jeden Morgen, am Himmel
      das Krähen, die Blätter veraschen
schwarz-rot, Masten, Drähte, die Flugzeuge,
      goldene Kreide
Die Egge am Scheitel, der Pflug jeden Morgen
die Kopfhaut, das Wahre, das Rote Ersatz

Weit ist es gekommen, das Elend
      der Unternehmer, aufgeklärt oder sonstwie entgegen
verhaftet der Seife, einem gasförmigen Humanismus,
      freischweifend, fluchtbereit und fähig zu allem
Geschichte = Gier & Sadismus. Größer
      ist die Abstoßung und wie Schönheit
gewaltig, gewalttätig. Die Haut reagiert
wie wenn's kalt ist. Gierig der Magen,
      sadistisch, beschreibbar

Geschichte = Hunger. Nach Essen und Zeit

Als hätte nicht jeder zu tragen den Auftrag,
      sein windiges Gepäck, seine Vergeblichkeit,
      seinen Hammer
nachzuschleifen sein Bein oder beide,
      sein Trachten
das Verhängnis, sein Zigarettenpapier
      und das Geräusch fallender Geldstücke
fallender Brotstücke, Wurststücke zerkaut.
      Stücke aller Art und Gequatsche

Wo sind sie hingekommen, verschwunden worin
die Helden der Arbeit, die Missionare, die Klasse
      für sich
Her zu mir, hieß Gott näher zu dir, verpiß dich

WIR ist das Betende, kollektiv
      in den Automobilen, vor Staat und Wirtschaft,
      "vor Feuerschlünden aufgestellt" (Trakl)
mit Kreide, mit Hosentaschen, Hundescheiße
      am Hacken, Fernsehapparaten, verdrilltem Draht,
      mit Hammer und Zirkel und Funktelephon
Beleidigt mit Grund, vor Kränkung zitternd
Figuren, belaubt oder sich sonstwie am Leben
      erkennend: lächerlich

Es sind Münder, die sich schließen
Es sind Geräusche, die zuschlagen
      mit aller Gewalt, von oben, von der Seite
Es ist keine Hilfe jedenfalls, die Vernarrtheit
      in Häute, vom Wasser befeindet, ermüdet, fast
      taub und leid des Geredes
Es sind die Affen, die guten,
      des Spiegels müde, der Anmutung der Sprache,
      des Werkzeugs, der Läuse im Pelz
niemals der Zahlen und immer der Zahlen,
      alle drei Tage und Monat für Monat
12, 30, 31, 365. Alle Kiesel, die still sind
Es ist der Blick verdeckt armer Schweine,
      kolonialisiert oder sonstwie in schlechter
      Gesellschaft. Verlassen von allen guten Geistern

Es sind Erinnerungen an Heizungen,
      die nicht weiterhalfen
an Gelenke, die nicht mehr mitmachten, verbrauchte
      Lungen, Patronenhülsen
An Fahnen, vom Wind gebraucht,
      und Farben, die gar nichts bedeuten

Bedeuteten: Als unsere Schwäche
      noch Kampf hieß und UNSER die Flucht, in die
      Flucht bummeln
Am Rand dieses Krieges, mit dem Fahrrad befahren,
      zu lange und in der Sonne
ohne Sinn und Verstand und als Planet
      und wie Arbeit bewußtlos

Wunder gibt's nicht
Reden Stumme, wird's blutig
Am Ende ist's Arbeit. Immer
      ist's Arbeit

Wenn ich nicht weiter weiß, höre ich auf
Kehr die Scherben zusammen. Genug davon

1995



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