Die Heinrich-Barth-Story


Sandige Ebenen, Kiesfelder, Steine, zerrissene Gebirge,riesige wasserlose
      Gebiete und freundliche Oasen
Die Sahara. Da soll noch was zu machen sein, schreibt er
Abd el Kerim, Diener der Gnädigen auf den Rand seiner Karte
die er zeichnet Abend für Abend zwischen Tripolis & Timbuktu:
Ich bringe es nicht fertig, sie zu verbrennen (nach dem Tod der Gefährten)
Und: Sie sind wie Kinder, man bringt sie zum Weinen
in dem man sie schlägt, eines Pferdes wegen in der Wüste
überläßt den Insekten und Schlangen, verschiedenen Formen der Sklaverei.
Woran sie noch sterben, weiß ich nicht

Grellfarbenes rast ihm nach, eine Staubwolke, Blechbüchsen im Schlepp
Das Bild einer Frau ohne Alter, am Himmel hochgeklappt, eine Tafel
Er sucht die Schrift zu entziffern, sandblind seine ständig geröteten Augen
Den historischen Zusammenhang des Menschen mit der reichen Gliederung
      der Erdoberfläche
Die ändert sich: Ein trauriger Anblick, trauriger alle drei Jahre
Gestrüpp zwischen Mauern, Gebrüll und ein Reiter bewaffnet mit Pfeil und Bogen
Wenigstens haben die ewigen Fehden aufgehört

Sie lassen ihn gehen. Ein unverständiges und argwöhnisches Volk
bestimmt dem Erstbesten zur Beute. Balancieren am Rande der Welt
Die hundsköpfigen Weiber der Gazellenjäger, einbeinige Schnelläufer,
      ich habe sie gesehen
kein Wort davon. In den Tagebüchern so vieles
daß ich vergessen konnte. Wieder und wieder
erinnert es ihn, er weiß nicht woran. Ein Geranienkasten
      am Horizont, Fähnchen

Sandkörner klirren wie Eis gegen ein schlecht gekittetes Fenster
Sechs Jahre später: Ich werde es zu entfernen wissen
das einzelne Auge auf meiner Brust. Der Absturz,
      ein nicht beschreibbares Gefühl während des Erwachens

Der Keim des Todes geht auf in Berlin. Ständige Magenschmerzen
Er ahnt, was er nicht wissen wollte. Rechtzeitig weggehen ist alles.
      Wo bin ich?
Zu Hause! Das riesige Skelett eines Elephanten
erhebt sich am Ausgang des Dorfes läuft in den Mittag.
Gott, soll er gesagt haben, stärke meine Gesundheit, damit ich die wohltätigen
      und menschenfreundlichen Zwecke unserer Unternehmungen erfüllen möge

1988


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